Beim online-Format „Lunch & Learn: Stop talking - start acting!“…
Die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen – eine Chance für Unternehmen
Die Vereinten Nationen stellen die laufende Dekade unter das Motto der Wiederherstellung von Ökosystemen (Ecosystem Restoration). Dieser Beitrag erklärt die Hintergründe und die Strategie der neuen UN-Dekade und zeigt ihre Bedeutung für die Wirtschaft als wichtiger Trend und große Chance für Unternehmen.
Vorteile von Ecosystem Restoration – Ökosysteme wiederherstellen
Mit der Wiederherstellung von Ökosystemen sind viele Vorteile verbunden – nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche: Ecosystem Restoration trägt zum Erreichen aller 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bei, beispielsweise zur Beseitigung des Hungers durch die Bereitstellung nahrhafter Lebensmittel, zur Eindämmung des Klimawandels, zur Stärkung der biologischen Vielfalt und zur Schaffung von Frieden.
Darüber hinaus kann die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme bis 2030 einen zusätzlichen Wert von 9 Billionen US-Dollar an Ökosystemleistungen generieren und 13 bis 26 Gigatonnen CO2-Äquivalent aus der Atmosphäre entfernen. So übersteigt der weltweite Nutzen der Renaturierung von Ökosystemen die Kosten der ursprünglichen Investition um das Zehnfache.
Die Herausforderung: Die Degradierung von Land- und Meeresökosystemen
Weniger als ein Viertel der Landoberfläche der Erde ist frei von menschlichen Einflüssen.[1] Die zunehmende Zerstörung von Ökosystemen entsteht durch die Ausweitung von Acker- und Weideflächen, nicht nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Praktiken, den Klimawandel, Überfischung, die Zersiedelung von Landschaften, die Entwicklung der Infrastruktur und die mineralgewinnende Industrie. Diese Ursachen sind hauptsächlich auf den hohen Verbrauch in den Industrieländern und den steigenden Konsum in Ländern des Globalen Südens zurückzuführen.
Die Schädigung von Land- und Meeresökosystemen führt zu einem Massensterben von Arten und damit zu einem starken Rückgang der biologischen Vielfalt, verringert die Widerstandsfähigkeit gegenüber des Klimawandels, verstärkt Naturkatastrophen, verursacht Probleme in der Landwirtschaft beim Anbau von Nahrungsmitteln und kostet aufgrund des Verlusts von Arten und Ökosystemfunktionen mehr als 10 % des jährlichen globalen Bruttoinlandsprodukts (etwa 6,3 Billionen Dollar).[2]
Darüber hinaus ist die Zerstörung von Ökosystemen ein wichtiger Grund für Massenmigration. So sind beispielsweise 46 % der afrikanischen Böden degradiert, was die Lebensgrundlage von fast zwei Dritteln der afrikanischen Bevölkerung bedroht. Wegen der daraus resultierenden Dürre und Nahrungsmittelknappheit erwarten Experten, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten Millionen von Menschen aus den degradierten Teilen Afrikas fliehen werden.[3]
[1] Montanarella et al. (eds.),The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018) 28.
[2] ebd., 10 – 20.
[3] UN Convention to Combat Desertification, The Great Green Wall (2022).
Die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen
Mit der „UN Decade on Ecosystem Restoration“ haben die Vereinten Nationen das laufende Jahrzehnt unter das Thema der Wiederherstellung von Ökosystemen gestellt.[1] Die UN-Dekade läuft von 2021 bis 2030, was auch die Frist für das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist und zudem der Zeitrahmen, den Wissenschaftler als letzte Chance zur Verhinderung eines katastrophalen Klimawandels identifiziert haben. Die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ist daher ein Aufruf zum Schutz und Wiederaufbau von Ökosystemen auf der ganzen Welt, zum Nutzen von Mensch und Natur.
Rechtzeitiges Handeln zum Aufhalten und Verringern der Degradierung und Maßnahmen zur Renaturierung von Ökosystemen können die Ernährungssicherheit erhöhen, einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zu dessen Abschwächung leisten und außerdem helfen, soziale Konflikte und klimabedingte Massenmigration zu verhindern.[2]
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: United Nations Decade on Ecosystem Restoration 2021-2030, Preventing, halting and reversing the degradation of ecosystems worldwide.
[2] Quelle für diese und folgende Angaben: Montanarella et al. (eds.),The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018) 20.
Wie trägt die biologische Vielfalt zur Eindämmung des Klimawandels bei?
Die Wiederherstellung von Ökosystemen an Land erhöht die weltweite Kohlenstoffspeicherung und minimiert Treibhausgasemissionen in Wäldern, Feuchtgebieten, Grasland und Anbauflächen. Das könnte mehr als ein Drittel der kosteneffizientesten Klimaschutzmaßnahmen ausmachen, die bis 2030 erforderlich sind, um die globale Erwärmung auf unter 2°C zu begrenzen. Bis 2030 könnten so 13 bis 26 Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden.[1] Gesunde Ökosysteme sind in der Lage, etwa 50 % der emittierten Treibhausgase zu absorbieren.[2] Ihre Aufnahmekapazität nimmt jedoch ab, weil der Mensch sie überlastet und zerstört.
[1] United Nations Decade on Ecosystem Restoration 2021-2030, Preventing, halting and reversing the degradation of ecosystems worldwide.
[2] Quelle für diese und folgende Angaben: Messner, Umweltbundesamt, in Schrot & Korn 10/2021, 93-94.
Der wirtschaftliche Wert der Ecosystem Restoration
Renaturierung ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern birgt auch ein großes wirtschaftliches Potenzial: Bis 2030 kann die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme einen zusätzlichen Wert von 9 Billionen US-Dollar schaffen.[1] Der durch die Wiederherstellung von Ökosystemen erzielte Nutzen übersteigt die Kosten der ursprünglichen Investition im Durchschnitt sogar um das Zehnfache, während die Kosten der Untätigkeit mindestens dreimal so hoch sind, wie die Kosten für die Wiederherstellung von Ökosystemen.
Renaturierung trägt zudem wesentlich dazu bei, die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Aichi-Biodiversitätsziele[2] und die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Die Bedeutung der Wiederherstellung von Ökosystemen für die Bekämpfung des Klimawandels wurde bei der Weltklimakonferenz 2021 deutlich – das Thema stand in Glasgow im Mittelpunkt.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: Montanarella et al. (eds.),The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018) 20.
[2] Convention on Biological Diversity, Aichi Biodiversity Targets.
Wie können wir systemisch natürliche Ökosysteme wiederherstellen?
Institutionelle und politische Antworten auf das Problem sind oft reaktiv, nicht ganzheitlich und gehen nicht auf die Ursachen der Zerstörung ein.[1] Die meisten Maßnahmen zur Bekämpfung der Zerstörung von Ökosystemen konzentrieren sich auf einzelne Ursachen der Zerstörung in bestimmten Wirtschaftssektoren – die Degradierung entspringt allerdings selten bis nie einer einzigen Ursache und ist somit nur durch den gleichzeitigen Einsatz verschiedener Maßnahmen auf institutioneller, politischer, gemeinschaftlicher und individueller Ebene lösbar. Ziel muss es daher sein, ein Bewusstsein in der Gesellschaft und in der Politik zu schaffen und degradierte Gebiete in vielfältige, produktive Landschaften zu verwandeln. Denn nur mit intakten Ökosystemen kann die Gesellschaft den Rückgang der biologischen Vielfalt aufhalten, dem Klimawandel entgegenwirken und die Lebensgrundlage der Menschen verbessern.
Im jetzigen Jahrzehnt ist es besonders wichtig, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken. Naturschutz darf nicht mehr nur rein ökologisch gedacht werden, sondern muss mit sozialem und wirtschaftlichem Nutzen verbunden sein. Denn neben der Förderung der biologischen Vielfalt und der Verbesserung der Lebensbedingungen leistet die Wiederherstellung von Ökosystemen zusätzliche Beiträge zur Ernährungssicherheit, zur Energieversorgung, zum Klimaschutz, zur Verringerung der städtischen Hitze, zur Kommunalentwicklung und zu vielen anderen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Auf globaler und nationaler Ebene renaturieren wir nicht systemisch. Aber wir brauchen gemeinsame Strategien, um bestimmte Gebiete von Zerstörung zu befreien.[2] Sümpfe zum Beispiel haben aus Sicht des Klimaschutzes eine große Bedeutung: Sie machen weltweit nur drei Prozent der Landfläche aus, absorbieren aber rund 30 % der Emissionen an Land. Zur Renaturierung gehören außerdem Wiederaufforstungsprogramme. Beim Pflanzen von Bäumen wäre der ganzheitliche Ansatz, keine Monokulturen, sondern Mischwälder zu schaffen.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: Montanarella et al. (eds.),The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018) 13.
[2] Quelle für diese und folgende Angaben: Messner, Umweltbundesamt, in Schrot & Korn 10/2021, 93-94.
Das 4-Returns -Modell: ein Handlungsrahmen für die ganzheitliche Wiederherstellung von Ökosystemen
Commonland – eine Organisation, die sich intensiv mit der Wiederherstellung von Ökosystemen befasst – hat das 4-Returns-Modell entwickelt.[1] Der ganzheitliche und praxisorientierte Rahmen dient als gemeinsamer Leitfaden für die globale Wiederherstellung von Ökosystemen. Das in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Bildungseinrichtungen, Landwirtschaft und Experten entwickelte Modell zeigt, wie sich geschädigte Ökosysteme wieder herstellen lassen, indem es sich auf vier Schlüsselerträge im Laufe einer Generation konzentriert:
- Inspiration: Menschen profitieren von Hoffnung und einem Gefühl der Sinnhaftigkeit.
- Soziales Kapital: Schaffung von Bildung, Arbeitsplätzen, wirtschaftlichem Wohlstand und Sicherheit.
- Naturkapital: Wiederherstellung der Artenvielfalt, der Wasserqualität, der Luftqualität, des Bodens und der Kohlenstoffbindung.
- Finanzielles Kapital: Entstehung langfristiger wirtschaftlicher Erträge.
Eine Generation umfasst dabei 20 Jahre – der Mindestzeitraum, der zur Wiederherstellung der ökologischen Grundlagen eines Ökosystems erforderlich ist.
Nach dem Modell der „4 Returns“ investieren engagierte Menschen in die Wiederherstellung und den Erhalt von Ökosystemen und erhalten dafür Erträge wie reduzierte Kohlenstoffemissionen, gesunde Böden, sauberes Wasser, erhöhte Biodiversität und wirtschaftliche Vorteile durch verbesserte Möglichkeiten für Forstwirtschaft, Jagd und Tourismus zurück.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: Dudley et al., 4 Returns Framework for Landscape Restoration (2021) 6-7
Innovative Lösungen und Initiativen für die Wiederherstellung von Ökosystemen
Wie in vielen anderen Bereichen der nachhaltigen Entwicklung gibt es auch im Bereich der Renaturierung von Ökosystemen bereits viele innovative Lösungen, die von Pionieren in aller Welt umgesetzt werden.
Die Ecosystem Restoration Camps verstehen sich als eine globale Bewegung von Menschen, die gemeinsam daran arbeiten, zerstörte Ökosysteme zu reparieren.[1] Derzeit gibt es 43 solcher Camps auf der ganzen Welt, an denen sich bisher fast 15.000 internationale Helfer beteiligt haben. Die Projekte reichen von der Anwendung agroforstwirtschaftlicher Verfahren in Europa bis zur Wiederbegrünung der Wüste in Ägypten. Das Ziel der Ecosystem Restoration Camps ist es, bis 2030 eine Million Menschen in 100 Camps an der Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme zu beteiligen.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: Stichting Ecosystem Restoration Foundation, Ecosystem Restoration Camps.
Flüchtlingscamps durch Renaturierung transformieren
Selbst beim Thema Geflüchtete – das man auf den ersten Blick eher nicht mit der Wiederherstellung von Ökosystemen in Verbindung bringt – kann die Renaturierung für die Bewohner, die Aufnahmeländer und die lokale biologische Vielfalt zahlreiche Vorteile bedeuten. Bis Ende 2020 mussten bereits 82,4 Millionen Menschen aus ihrer Heimat fliehen.[1] Infolge der Auswirkungen des Klimawandels ist es wahrscheinlich, dass noch mehr Menschen mit Zwangsumsiedlungen konfrontiert werden: Experten schätzen, dass der Klimawandel bis zum Jahr 2050 nochmals 50 bis 700 Millionen Menschen zur Migration zwingen wird.[2] Die Unterbringung in Flüchtlingscamps ist meist ihre einzige Option. Ihr Aufenthalt ist jedoch häufig länger als erwartet – so finden sie sich in einer permanenten Form des Provisoriums in oft rauer Umgebung wieder. Was aber passiert, wenn wir die Bemühungen um die Wiederherstellung von Ökosystemen mit humanitärer Hilfe und Entwicklung kombinieren und die Geflüchteten die Mittel und das Wissen an der Hand haben, um ein besseres Leben aufzubauen? Was, wenn aus Flüchtlingssiedlungen durch Renaturierung grüne Oasen entstehen?
Um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen lokalen Flüchtlingsprojekten und anderen Akteuren zu fördern und die Transformation von Flüchtlingssiedlungen in regenerative Camps voranzutreiben, hat Tina Teucher die Initiative „Generation Restoration“ ins Leben gerufen.[3] Ecosystem Restoration verbessert nicht nur die Ernährungssicherheit, die Selbstversorgung und die Fähigkeiten der Geflüchteten und damit ihre Beschäftigungsmöglichkeiten durch den großen Lern- und Trainingseffekt. Die Maßnahmen stärken auch ihre Hoffnung, ihre Zukunft – zurück im eigenen Land oder in einem Zielland – aktiv gestalten zu können, anstatt erneut in eine Spirale der Abhängigkeit zu geraten. Diese Selbstermächtigung ist eine der wichtigsten prägenden Emotionen, die Ecosystem Restoration auslösen kann – nicht nur bei Geflüchteten.
[1] UNHCR, Figures at a Glance (2021).
[2] Montanarella et al. (eds.),The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018) 20-23.
[3] Quelle für diese und folgende Angaben: Generation Restoration, Generation Restoration: A dialogue for social and environmental justice (2022).
Die Miyawaki-Methode: Ein nachhaltiger Ansatz für die Forstwirtschaft
Eine weitere innovative Initiative ist SUGi, bei der jeder mit einer Spende von nur 5 Dollar zur Aufforstung von Wäldern an Land und von Wasserwäldern beitragen kann.[1] Die SUGi Forest Makers und Ocean Gardeners verwenden diese Mittel zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und zur Regeneration von Ökosystemen weltweit.
Viele Organisationen pflanzen ausschließlich nicht-einheimische Baumarten in Monokulturen an abgelegenen Orten. Diese Projekte haben nur minimale positive Auswirkungen und sind zudem oft nicht transparent, was ihr Wachstum und ihre langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt betrifft. Im Gegensatz dazu schafft SUGis globales Netzwerk von Waldbauern dichte und artenreiche Wälder aus einheimischen Arten nach der japanischen Miyawaki-Methode[2]: Diese Wälder sind zu 100 % natürlich, 30-mal dichter und 100-mal artenreicher als herkömmliche Wälder. Außerdem wachsen sie viel schneller, binden viel CO2 und reinigen die Luft von schädlichen Schadstoffen – ein nicht zu unterschätzender Faktor, da jedes Jahr weltweit 4,2 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung sterben.[3] Gerade in Städten ist die Miyawaki-Methode ideal, weil sie wenig Platz benötigt und der starken Luftverschmutzung entgegenwirkt, die vor allem im urbanen Raum zu spüren ist.
Die Organisation Justdiggit arbeitet gezielt an der Wiederbegrünung degradierter Flächen in Afrika, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.[4] Gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften und Partnern werden beispielsweise Regenwasser gesammelt, Bäume gepflanzt und Grassamenbeete angelegt. Justdiggit vermarktet die „Restoration Work“ besonders gut: Die Organisation setzt auf einen starken Kommunikationsansatz, um das Bewusstsein für naturbasierte Lösungen auf der ganzen Welt zu schärfen. Dazu arbeiten sie eng mit Partnern wie Google, der IKEA-Stiftung und National Geographic sowie mit bekannten Werbebotschaftern zusammen und setzen auf auffällige Werbekampagnen.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: SUGi, Support Sustainable Biodiverse Forests with SuGi (2022).
[2] Quelle für diese und folgende Angaben: Webber, The Miyawaki Method for Creating Forests (2022)
[3] World Health Organization, Air pollution.
[4] Quelle für diese und folgende Angaben: Justdiggit, Cooling down the planet together.
Welche Maßnahmen müssen Unternehmen ergreifen?
Um die Ziele der neuen UN-Dekade zu erreichen, bedarf es mehr als nur politische Entscheidungsträger, NGOs und engagierte Einzelpersonen. Es braucht auch Unternehmen, die die Ziele der Dekade in ihren Nachhaltigkeitsstrategien verfolgen. Der politische Fokus auf die Wiederherstellung von Ökosystemen bedeutet für konventionelle Unternehmen eine hohe Verantwortung, bietet aber auch große Chancen.
Ein Beispiel für das erfolgreiche Engagement eines Unternehmens für die Wiederherstellung von Ökosystemen ist das Unternehmen Reckhaus. Der transformierende Geschäftsführer Dr. Hans-Dietrich Reckhaus hat die Initiative Insect Respect ins Leben gerufen.[1] Er gestaltete das Geschäftsmodell seines Unternehmens vom Hersteller chemischer Biozide zum Anbieter ökologischer Dienstleistungen um. Aus einer über 60-jährigen Tradition der Biozid-Produktion stammend, setzt Reckhaus nun auf eine neue Art, Geld zu verdienen: Mit der Entsiegelung und Begrünung von Flächen schafft das Unternehmen insektenfreundliche Lebensräume auf Dächern und Firmengeländen.
Wenn selbst in solch einer Branche ein Umdenken stattfindet, ist ein Wandel in allen Bereichen möglich. Klar ist: Die globale Aufgabe der Wiederherstellung von Ökosystemen wird ein Milliardenprojekt sein. Unternehmen und die Politik werden viel Geld in die Wiederherstellung von Ökosystemen investieren müssen. Diejenigen, die bereits an Themen wie Biodiversität, Naturschutz oder Wiederaufforstung arbeiten, haben jetzt die Chance, sich als kompetente Kooperationspartner zu positionieren und zu zeigen, was sie bereits erforscht und geleistet haben.
[1] Quelle für diese und folgende Angaben: Reckhaus GmbH & Co. KG, Insect Respect. Insektenretten statt Insektensterben.
Fazit
Eine ganze Generation hat Lust, ihre Zukunft positiv zu gestalten. Im Rahmen der neuen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen sammeln Pioniere großartige Ideen, ermutigende Beispiele und organisieren den Erfahrungsaustausch. Das Momentum ist da, die Motivation ist da, die Menschen mit dem richtigen Wissen und der Erfahrung sind da. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen: Jetzt bei der UN-Dekade mitmachen und Teil der „Generation Restoration“ werden!
Quellen:
Convention on Biological Diversity, Aichi Biodiversity Targets, https://www.cbd.int/sp/targets/ (11.05.2022).
Dudley/Baker/Chatterton/Ferwerda/Gutierrez/Madgwick, The 4 Returns Framework for Landscape Restoration. UN Decade on Ecosystem Restoration Report published by Commonland, Wetlands International Landscape Finance Lab and IUCN Commission on Ecosystem Management (2021).
Generation Restoration, Generation Restoration: A dialogue for social and environmental justice, https://genr.world/ (2022) (06.05.2022).
Justdiggit, Cooling down the planet together, https://justdiggit.org/# (06.05.2022).
Messner, Umweltbundesamt, in Schrot & Korn 10/2021.
Montanarella/Scholes/Brainich (eds.), The IPBES assessment report on land degradation and restoration. Summary for policymakers (2018).
Reckhaus GmbH & Co. KG, Insect Respect. Insektenretten statt Insektensterben, https://insect-respect.org/ (06.05.2022)
Stichting Ecosystem Restoration Foundation, Ecosystem Restoration Camps. Together, we are restoring earth’s ecosystems, https://ecosystemrestorationcamps.org (11.05.2022).
SUGi, Support Sustainable Biodiverse Forests with SuGi, https://www.sugiproject.com/ (06.05.2022).
UN Convention to Combat Desertification, The Great Green Wall, https://www.greatgreenwall.org/about-great-green-wall (11.05.2022).
UNHCR, Figures at a Glance, https://www.unhcr.org/figures-at-a-glance.html (2021) (06.05.2022).
United Nations Decade on Ecosystem Restoration 2021-2030, Preventing, halting and reversing the degradation of ecosystems worldwide, https://www.decadeonrestoration.org (11.05.2022).
Webber, The Miyawaki Method for Creating Forests, https://www.creatingtomorrowsforests.co.uk/blog/the-miyawaki-method-for-creating-forests (2022) (06.05.2022).
World Health Organization, Air pollution, https://www.who.int/health-topics/air-pollution#tab=tab_1 (11.05.2022).
Titelbild: © Zoe Schaeffer | Unsplash
Als „Sustainable Matchmaker“, Speakerin und Moderatorin unterstützt Tina Teucher regenerative Projekte dabei, zu wachsen, ihre Ideen zu verbreiten, zu skalieren und zu multiplizieren. Tina Teucher ist Autorin des Buchs „Biodiversität verstehen und Entscheidungsträger*innen informieren“ und berichtet über ihre Besuche an regenerativen Orten. Im Rahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen treibt sie mit der Initiative „Generation Restoration“ die Transformation von Flüchtlingscamps in Orte der Regeneration und Hoffnung voran.
Der Newsletter von Tina Teucher informiert etwa viermal jährlich über aktuelle Nachhaltigkeitsthemen.