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Hütten mit Strohdach im Dorf Bigodi, Uganda; Text: ÖKOT OURIS MUS

KAFRED: Verein für ländliche und ökologische Entwicklung

Wie kann man Naturschutz und Gemeindeentwicklung erfolgreich in Einklang bringen? KAFRED ist ein außergewöhnliches Vorbild für regenerativen Ökotourismus in Uganda.


Die Kibale Association For Rural and Environmental Development (KAFRED) begann ihre Aktivitäten, um das Leben der Einheimischen zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften zu stärken. Die Gemeinde, die von dem 1992 gegründeten Projekt profitiert, ist das Dorf Bigodi in der Nähe von Fort Portal im Westen Ugandas (Bezirk Kamwenge). Ebenso wichtig für KAFRED ist jedoch der Schutz und die Unterstützung der Wildtiere und der Artenvielfalt in diesem Gebiet. Bigodi liegt in einem Papyrus-Feuchtgebiet, das einen wichtigen Wildtierkorridor für den benachbarten Kibale Forest National Park darstellt.

Begünstigte: 200 Vogelarten aus dem Bigodi Wetlands Sanctuary

Ökotourismus und Naturschutz

Im Rahmen des Ökotourismusprogramms bieten KAFRED und die EinwohnerInnen von Bigodi geführte Wanderungen durch die Feuchtgebiete und das Dorf an. Ausgebildete FührerInnen zeigen den BesucherInnen auf Holzstegen den Sumpf und lassen sie die reiche Fauna und Flora erleben. Ein Rundgang durch das Dorf gibt den BesucherInnen einen Einblick in die traditionelle Lebensweise der Einheimischen. Teil der Tour sind die Grundschule, die Kirche und ein traditioneller Heiler sowie Gespräche über die Rolle der Frauen im Dorf und traditionelle Zeremonien.

Begünstigte: 8 Primatenarten aus dem Kibale Forest National Park

Ausbildung zur regenerativen Landwirtschaft

KAFRED schult BäuerInnen in regenerativem Landbau, Permakultur und Agroforstwirtschaft. In ihrem 2 Hektar großen Demonstrations-Agroforst pflanzt, beschneidet und mulcht das Team. In dem Agroforst werden Gemüse, Bananen, Bohnen und Maniok für eine gesunde Ernährung angebaut. Kulturen wie Kaffee und Erdnüsse dienen als Einkommensquelle, andere Pflanzen wie Vertiver (Süßgras) tragen dazu bei, die Erosion auf den abschüssigen Hügeln zu verhindern. Wie in einem natürlichen Ökosystem fördern sich die Pflanzen gegenseitig in ihrem Wachstum, zum Beispiel spenden Kodiabäume und Feigenbäume dem Kaffee Schatten und konkurrieren nicht mit ihm. Einheimische Passionsfrüchte können die Codia erklimmen und tragen zusätzlich süße Früchte.

Bevor KAFRED begann, das Land zu bearbeiten, wurde es konventionell bewirtschaftet, mit konventionellen Praktiken wie Spritzen, Abbrennen und Sumpfrodung. Diese Praktiken erschöpften nicht nur den Boden und seine Fruchtbarkeit, sondern bedrohten auch die nahe gelegenen Sümpfe und die Bäche, die in den Kibale-Nationalpark führen. Nachdem die benachbarten LandwirtInnen angeregt wurden, das Spritzen von Pestiziden zu reduzieren oder sogar einzustellen und eine Pufferzone zwischen Feldern und Sumpf zu respektieren, wurde das Wasser klarer und fließt nun – dank KAFRED – in den Nationalpark.

Die Kaffee- und Erdnusserzeugnisse werden auf dem lokalen Markt und an Touristen verkauft.

Begünstigte: Menschen aus 300 Haushalten in Bigodi

Kommunale Entwicklungsprojekte durch KAFRED

Bildung

Mit dem Ziel, hochwertige Bildung in Bigodi zu ermöglichen, reinvestiert KAFRED die Einnahmen aus dem Ökotourismus. Da das Dorf über keine weiterführende Schule verfügte (die nächste war 35 km entfernt), eröffnete die NGO 1993 eine solche. Jetzt können Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren leichter zur Schule gehen. Die Schule ist auf mehr als 400 Schüler angewachsen (im Jahr 2023).

KAFRED führt auch Umweltbildungsprogramme durch. So hat die NGO beispielsweise mit dem Kibale Fuel Wood Project der New Nature Foundation zusammengearbeitet, um das Waldgebiet zu erhalten. Diese Partnerschaft ermöglichte die Einrichtung eines Wissenschaftszentrums und führte zur Gründung einer Tanz- und Theatergruppe von Frauen. Letztere begeistert mit Aufführungen zu Naturschutzthemen in benachbarten Dörfern. Gemeinsam mit Nature for Kids und UNITE (Uganda and North Carolina International Teaching for the Environment) fördert KAFRED die Umweltbildung.

Erfolg: KAFRED hat die Beeinträchtigung der Feuchtgebiete in diesem Gebiet gestoppt

>>> Eine weitere Organisation, die Gemeindeentwicklung, umweltfreundlichen Lebensunterhalt und kreativen Ausdruck miteinander verbindet, ist Sekem in Ägypten: mehr dazu in diesem Blogartikel. <<<

Kibale Fuel Wood Project Intro

Förderung von Frauen und Wohlbefinden der Gemeinschaft in Bigodi

KAFRED zielt darauf ab, das Wohlergehen der Bevölkerung von Bigodi durch Gesundheitsinitiativen, wie z. B. ein Hebammenhaus, zu verbessern. Die Frauengruppe „Seeds & Stories“ aus Bigodi, die Kunsthandwerk herstellt und verkauft, erhält von KAFRED fachkundige Schulungen zur Produktentwicklung und -vermarktung sowie eine Plattform zur Präsentation ihrer Produkte. Sie verkaufen „Boden-zu-Boden-Produkte“, alle Ressourcen stammen aus der Region und die Reste werden in den Sumpf zurückgebracht.

„90 % der Einnahmen aus den Touristengeschäften gehen an die einzelnen Kunsthandwerkerinnen, während 10 % in einen Gemeinschaftsfonds fließen. Dieser Fonds wird von der Gruppe, der derzeit 40 Frauen angehören, für Projekte zur Entwicklung der Gemeinschaft verwendet: Bislang haben sie die Gewinne für die Gründung einer Vorschule in Bigodi verwendet.“ (UNDP 2012, S. 7)

Ein Kreditprogramm für die vom Mensch-Wildtier-Konflikt am stärksten betroffenen Familien erhöht die Akzeptanz für den Naturschutz. Der Fonds wird von einem Komitee verteilt, das aus gewählten Gemeindemitgliedern und einem Vertreter von KAFRED besteht.

Erfolg durch Lernen aus Fehlern

KAFRED ist ein hervorragendes Beispiel für ein Projekt, das aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat: „Dies geschah vor dem Hintergrund der Tatsache, dass in Bigodi bereits mehrere gemeindebasierte Projekte gescheitert waren. Ein Projekt für eine weiterführende Schule wurde geschlossen, nachdem es auf dem Land einer Kirche errichtet worden war, was zu religiösen und stammesbedingten Spannungen führte. Ein Kredit- und Sparprogramm war nach einer ungerechten Verteilung der Darlehensmittel und mangelnder Transparenz bei der Auszahlung gescheitert. KAFRED vermied es daher, auf Land zu bauen, das mit bestimmten Stämmen oder religiösen Gruppen in Verbindung gebracht wurde, und nutzte stattdessen kommunales Land, das von den lokalen Behörden zur Verfügung gestellt wurde.“ (UNDP 2012, S. 5)

Partnerschaften und Errungenschaften

KAFRED arbeitet mit Regenerosity, dem Thomas More University College und der Howest College University in Belgien zusammen, um Studentenpraktika im Bereich des gemeinschaftsbasierten Ökotourismus zu ermöglichen. Zur Verbesserung der Grund- und Sekundarschulbildung arbeitet die NGO mit dem in den USA ansässigen Kasiisi Project zusammen. Als Mitglied der Uganda Community Tourism Association (UCOTA) wirbt KAFRED auf nationaler und internationaler Ebene für seine Ökotourismusangebote.

Als Gewinner des UNDP-Äquatorpreises (2004 und 2010) „hat die Initiative konsequent den Nutzen und das Potenzial von gemeinschaftsbasierten Innovationen für Ökotourismus, Naturschutz und Entwicklung demonstriert und dient sowohl in Uganda als auch international als Vorbild.“ (UNDP 2012, S. 5)

Mehr gute Geschichten

Lesen Sie auch die Artikel über diese gemeindebasierten Organisationen:

Fotos: aufgenommen bei KAFRED / in Bigodi für Generation Restoration auf einer Bildungsreise mit Regenerosity und Re-Alliance, 2023.
Titelbild: Tinka’s homestead, Öko-Unterkunft in Bigodi im Haus von KAFRED-Gründerin Tinka.


Als „Sustainable Matchmaker“, Rednerin und Veranstaltungsmoderatorin unterstützt Tina Teucher regenerative Projekte beim Wachsen, Verbreiten, Skalieren und Multiplizieren ihrer Ideen. Sie publiziert zu verschiedenen Themen rund um Biodiversität und Nachhaltigkeit und berichtet von ihren Besuchen an regenerativen Orten. Im Rahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen treibt sie mit der Initiative Generation Restoration die Umwandlung von Flüchtlingscamps in Orte der Regeneration und Hoffnung voran.
Der Newsletter von Tina Teucher informiert über aktuelle Nachhaltigkeitsthemen.


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