Unternehmerische Nachhaltigkeit geht mit vielen Begriffen und genauso vielen Abkürzungen…

Der gefesselte Wohlstand – Erkenntnisse und Rezension
Sichert Geben unser Überleben? Was bringt uns Wohlstand noch, wenn wir die Welt verprasst haben? Buchrezension + Insights.
„Wir sind der nachfolgenden Generation als gute Vorfahren verpflichtet, Wohlstand so zu nutzen, dass wir eine Welt hinterlassen, in der er überhaupt noch möglich ist. Ihn dafür zu entfesseln, nützt uns allen.“
Wir sind der nachfolgenden Generation als gute Vorfahren verpflichtet, Wohlstand so zu nutzen, dass wir eine Welt hinterlassen, in der er überhaupt noch möglich ist. Ihn dafür zu entfesseln, nützt uns allen.
So beginnt das neue Buch „Der Gefesselte Wohlstand. Wo die Milliarden liegen, mit denen wir die Welt verbessern können“ von Felix Oldenburg.
Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich interessieren für #Wohlstand | #Geld | #Stiftungen | aber auch #SocialEntrepreneurship | #Sozialunternehmertum | #Spenden | #Non-proftits
Einige Erkenntnisse daraus:
Die Stigmatisierung von Spenden als Ausdruck sinnlosen Reichtums ist kontraproduktiv.
„Es ist einfach, jeden Akt des Gebens zu kritisieren. Vielleicht, weil die Spende aus Geld kam, das mit Unrecht in Verbindung gebracht werden kann. Vielleicht, weil sie das Problem ja bisher nicht gelöst hat. Oder weil sie kleiner war, als sich der Spendende eigentlich hätte leisten können.“
Mit solchen Pauschalurteilen fesseln wir unnötig den Wohlstand, den wir eigentlich für unsere Gesellschaft aktivieren könnten und dringend bräuchten.
Denn:
Eine bessere Welt ist käuflich und das Sonderangebot ist JETZT.
„Heute stellt sich die Frage des Wohlstands neu und radikal: Es kann uns nicht mehr darum gehen, ihn einfach zu vermehren. Und auch nicht nur darum, ihn anders zu verteilen. Wir müssen ihn nutzen, um die existenziellen Probleme zu lösen, mit denen unsere Gesellschaften konfrontiert sind. (…) Bildung, Hunger, Klimawandel: Eine bessere Welt ist nicht nur möglich, sie ist für Geld zu kaufen. (…)
Diese Probleme haben etwas gemeinsam: Sie kommen uns immer teurer zu stehen, wenn wir sie nicht heute bewältigen. (…) Um sie anzugehen, braucht es deshalb keine Ewigkeitsvermögen, sondern einen möglichst konzentrierten Mitteleinsatz in der Gegenwart. (…)
Angesichts der globalen Krisen stellt sich die Frage: Wie sinnvoll ist es, aus heutigem Geld noch mehr Geld für die Zukunft zu machen, wenn dieses Geld in der Zukunft nur noch einen Bruchteil des guten Lebens für die eigenen Kinder kaufen kann (…)?“
Aber:
Wir wurden zwar immer reicher, aber gaben immer weniger. Stiftungen sind mitschuld.
„20 bis 40 Milliarden Euro mehr hätten in den letzten Jahren in Stiftungen fließen müssen, wenn man das Wachstum der Privatvermögen als Maßstab nimmt.“
Nur: „Die „User Experience“ der Stiftungen ist nicht mehr attraktiv.“ Eigentlich sind sie „Ausdruck einer geradezu radikalen Idee: Ein Vermögen wird unwiderruflich einem guten Zweck vermacht, und alle nachfolgenden Generationen müssen sich daran halten. Das ist es, was Stiftungen ursprünglich ausgemacht hat. Im Gegensatz dazu sind die Vermögen der in jüngerer Zeit gegründeten Stiftungen viel weniger anfassbar. Die meisten handeln abstrakt mit Geldvermögen und werden ganz anders wahrgenommen: als Organisationen mit Geld, durch die ein (meist männlicher) Stifter steuerbegünstigt seine wechselnden eigenen Interessen verfolgt. (…) Von den drei Merkmalen einer Stiftung werden also gleich alle drei anders gedeutet: Der Zweck wird verstanden als persönliches Interesse, das Vermögen als Geld, die Organisation als Eigentum eines Gründers.
Wie konnte das passieren? Ist die Stiftung mittlerweile ein großes gesellschaftliches Missverständnis?“
Deshalb:
Geldgeben muss genauso selbstverständlich werden, wie täglich einkaufen oder online-Banking.
„Wie kann das Stiften die Gesellschaft verbinden, statt Ausdruck einer exklusiven Kultur, einer wachsenden Kluft zu sein?
Die Antwort: Am schnellsten geht das nicht über Gesetzesänderungen oder neue Steueranreize, sondern über eine Abstimmung an den Bildschirmen.“
Gemeint sind online-Stiftungen, die jetzt durch die #Digitalisierung jedem zur Verfügung stehen – ähnlich einer online-Banking-App, nur nicht zur Geldvermehrung, sondern zum wirkungsvollen Geben. Das geht z.B. über die Plattform bcause, bei der beispielsweise die online-Stiftung Generation Restoration von Tina Teucher zu finden ist, um einen Teil ihrer Vortragshonorare sowie das Geld weiterer Spender an nachhaltige, regenerative Organisationen wirkungsvoll zu verteilen.
Geldgeschichten, die Klischees entkräften
Das Buch „Der gefesselte Wohlstand“ schafft es, völlig neue Perspektiven auf gesellschaftlichen und persönlichen Reichtum zu eröffnen. Es beschreibt die Geschichte und Entwicklung von Stiftungen, von Sozialunternehmertum (Social Entrepreneurship), diskutiert Diskurse um Verteilungsfragen, Spenden und das Geben allgemein.
Jedes Kapitel und jede Argumentation ist untermauert durch horizonterweiternde Anekdoten und Interview-Gespräche mit Persönlichkeiten, die sich durch ihre Biographie intensiver mit Wohlstand auseinandergesetzt haben:
- Paula Schwarz (Pharma-Erbin, Sozialunternehmerin, Initiatorin mehrerer Flühtlingsinitiativen)
- Tobias Thelen (Geschäftsführer eines Labormaterial-Unternehmens, Hilfsprojekte-Unterstützer)
- Alexander Graf Fugger (Familienunternehmer und Verwalter der Fuggerei)
- Stefan Fritz (Jurist und Stiftungsexperte)
- Christian Vollmann (Angel-Investor und Serienunternehmer)
- Anna Alex (Unternehmerin, u.a. Gründerin Nala Earth, Planetly)
- Bill Drayton (Ashoka Gründer, Vater der Social Entrepreneurship Bewegung)
- Martina Merz (Wirtschaftsleader, sozial engagiert im Bildungsbereich)
- Ann-Kristin Achleitner (Professorin, Multi-Aufsichtsrätin, Social Entrepreneurship-Pionierin)
- Bernd Wendeln (Gründer Impact Fonds Bonventure)
- Sebastian Klein (Blinkist-Gründer, Aktivist für Umverteilung)
- Marlene Engelhorn (Millionen-Erbin, Gründerin von taxmenow)
- Ise Bosch (Stifterin und Spendenaktivitistin)
- Antonis Schwarz (Aktivist und Impact Investor)
- Armin Steuernagel (Unternehmer, Multi-NGO-Gründer, u.a. der Purpose Stiftung)
- Verena Pausder (Gründerin, Vorstandsvorsitzende des Start-up-Verbands)
- Judith Fries (Fundraising-Expertin, online-Stifterin)
- Paul Huizing (Digitalunternehmer und Startup-Unterstützer)
- Christina Flügel (Unternehmerin, Aufsichtsrat Jägermeister, Beiratsvorsitzende Family Office)
- Ruth von Heusinger (Gründerin von ForTomorrow, der ForTomorrow Foundation und engagierte Klimaschützerin)
Jenseits von Klischees und Vorurteilen lässt sich aus den Blickwinkeln dieser Menschen neu auf Geld und Wohlstand schauen, wenn zum Beispiel eine Erbin beschreibt, wie sie kämpfen musste, um überhaupt an ihren „Reichtum“ ranzukommen, um ihn zu spenden, oder ein Unternehmer beschreibt, warum er begann, Eigentum neu zu denken.
Wie vermehrt sich das Geben?
Vieles am Buch lässt auch nachdenklich zurück, zum Beispiel „dass Menschen mit niedrigem Einkommen etwa ein Prozent davon spenden, Menschen mit hohem Einkommen aber nur ein halbes. Nur die sehr kleine Gruppe der Spitzenverdiener spendet ebenfalls ein Prozent.“
Wie kommt das? Und was kann Menschen „entfesseln“, mehr zu geben?
Fazit: Eine schlüssige Argumentation, warum mehr Geben mehr bringt.
Geben vermehrt unseren Wohlstand. Das ist laut dem Buch kein Widerspruch, sondern eine Haltungs- und Kulturfrage. Es ist eine Einladung zu einer neuen Kultur des Gebens, in der jedes Vermögen, jedes Einkommen Teil der Lösung sein kann. Es reicht eben nicht, reich zu sein oder mit dem Gedanken „reich sind immer die anderen“ sich selbst zurückzulehnen. Wohlstand entfesseln heißt, Spenden und Investieren zu entstigmatisieren. Denn je mehr Geld aus institutionellen Strukturen und persönlichen Ängsten befreit ist, desto besser lässt es sich nutzen zum Zukunft positiv gestalten.

Über den Buchautor:
Felix Oldenburg, geboren 1976, studierte Philosophie, Politik und Nonprofit Management. Er ist Sozialunternehmer, Verbandsmanager und Publizist, ist Mitgründer des Fintech-Startup bcause und Vorstand der gemeinnützigen Aktiengesellschaft gut.org, der Muttergesellschaft von Deutschlands größter Online-Spendenplattform Betterplace.org. Außerdem ist er Mitglied bei Generation Restoration e.V.. Von 2016 bis 2020 war er Generalsekretär im Bundesverband Deutscher Stiftungen.
Er wurde dreimal in der „40 unter 40“ Liste von CAPITAL geführt, erhielt den Deutschen PR-Preis 2007, war #1 auf der OMR-Liste 2022, #2 bei den German Startup Awards 2023, hat in ZEIT, Handelsblatt und Tagesspiegel publiziert, TEDx-Talks gehalten und wurde u.a. von FAS, brandeins, taz und Börsenzeitung porträtiert. In seinem Podcast „Das neue Geben“ mit Janina Breitling teilen Gäste offen ihre Geldgeschichte und ihren Blick auf Wohlstand.
Über die Blog-Autorin:
Tina Teucher ist Nachhaltigkeitsgründerin, Sozialunternehmerin und Vortragsrednerin. 2021 startete sie die Initiative „Generation Restoration“, aus der 2023 ein gemeinnütziger Verein nach deutschem Recht entstand, dessen Vorstandsvorsitzende sie ist. Zudem war sie im Gründungsteam und fünf Jahre im Aufsichtsrat der Genossenschaften Future Cooperative eG (Future Maps). Ihre Berufung ist es, Ressourcen wie Finanzmittel, Wissen und Netzwerke in zukunftsfähige Ansätze und Innovationen zu kanalisieren. Dafür begleitet sie Unternehmen, Startups und Organisationen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Regeneration.
Titelbild: © ullteinbuchverlage; eingefärbt vom Team Tina Teucher
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